23.11.2019 Von: Jürgen Leykamm

Freude über mehr Lehrlinge

Schreiner-Innung Mittelfranken-Süd ehrt junge Berufssterne bei der Jahresabschlussfeier – „Ausbilder-Stolz“ gefragt

Diese Lehrherren haben den geforderten „Ausbilder-Stolz“ längst bewiesen, gewannen ihre Lehrlinge doch den Wettbewerb „Die gute Form“. Matthias Pappenheimer freut sich gemeinsam mit seinem Junggehilfen Alexander Regensburger, Reinhard Siegert ist stolz auf Lukas Gloßner und Günter Büttner auf Miriam Finster. Geehrt wurde zudem Prüfungsausschussmitglied Rainer Spahl, aller Dank galt jener von Kreishandwerkmeister Hanno Dietrich (von links nach rechts).

RUDLETZHOLZ (ley) – Der Dauerjubel in der deutschen Wirtschaft verhallt immer mehr. Das Holzhandwerk aber erweist sich wieder einmal als ein Fels in der Brandung. Auch weiter gäbe es Grund zur Zuversicht, wie es bei der Jahresabschlussfeier der Schreiner-Innung Mittelfranken-Süd im Gasthaus „Speth“ (Rudletzholz) hieß. Dort galt es drei Junggehilfen für ihre Leistungen auszuzeichnen. Sowie einen um den Berufsnachwuchs verdienten Unternehmer.  Der gute Ruf der eigenen Branche sei beispielsweise bei den Lehrstellenbörsen in Roth und Hilpoltstein zu spüren gewesen, wie der ebenso in dem Heidecker Ortsteil ansässige Obermeister Reinhard Siegert ausführte. Was seinen eigenen Betrieb betreffe, hätten sich nach diesen Veranstaltungen zahlreiche  Anfragen nach Praktika ergeben. Die wiederum mündeten nicht selten in Ausbildungsverhältnisse, welche immer noch das beste Rezept gegen den Fachkräftemangel seien, betonte Siegert. Ebenso sei man seitens der Innung um eine gute Präsentation nach außen bemüht. Was sich etwa in der Durchführung von Freisprechungsfeiern oder Gesellenstückausstellungen äußere. Das kommt offenbar an. Denn in der Region steigen die Lehrlingszahlen im Schreinerberuf wieder. Bemerkenswert dabei: Ebenso wächst der Anteil jener Auszubildenden, die vor dem Antritt der Lehre ein Gymnasium besucht oder ein Studium abgebrochen haben. Eine Quote, die mittlerweile gut über zehn Prozent liegt. Dem verstärkten Drang zur Schreinerausbildung solle allerdings auch ein entsprechendes Angebot gegenüberstehen, so der Obermeister. Deswegen gibt es seit geraumer Zeit bereits die von Siegert initiierte Kampagne „Ausbilder-Stolz“. Denn stolz über ihre Leistungen in den Lernjahren könnten eben nicht nur die „Azubis“ und ihre Eltern sein, sondern auch die Ausbilder selbst. Mit der Initiative wolle man den Pool von Ausbildungsbetrieben erweitern, erklärte der Obermeister. Als solcher allerdings heißt es nicht nur den Berufsnachwuchs in den Fokus zu nehmen. Sondern beispielsweise die Belange des Arbeitsschutzes, der bei einer Obermeisterversammlung in Feuchtwangen thematisiert worden sei. Diesbezüglich werde man leider „mit Bürokratie überzogen“, monierte Siegert. Hier gelte es nicht nur zahlreiche Maßnahmen zu treffen, sondern sie auch jährlich pro Maschine über mehrere Seiten zu dokumentieren. Derzeit würden dazu Kurse angeboten, deren Besuch lohne. Sein eigener Blick auf die Wirtschaftslage in Deutschland fiel heterogen aus. „Überall wird entlassen“, bedauerte Siegert hinsichtlich jüngster Schlagzeilen vor allem der Industrie. „Verzögert könnte dies auch das Handwerk treffen.“ Noch aber ist es nicht so. Ein anderer Trend aber sorgt seit langem für Ungemach: Über einen langen Zeitraum haben Industriekonzerne Mitarbeiter von den Handwerksbetrieben zu sich gelockt. Solch abgewanderte ehemalige Handwerkskollegen, die nun von der Industrie ausgestellt worden seien, könne man ja jetzt wieder bei sich aufnehmen, würden nun entsprechende Stimmen im Handwerk laut – dann gäbe auch genügend Facharbeiter. Andere wiederum zweifelten, ob nach Jahren der Industrietätigkeit ein solcher Rückweg Sinn mache. Eine Frage, die sich für die Preisträger des Wettbewerbs „Die gute Form“ erst gar nicht stellt. Ihn gewann mit seinem Gesellenstück Alexander Regensburger aus Freystadt, der seine Ausbildung bei der Schreinerei Pappenheimer in Meckenhausen absolvierte. Der zweite Platz ging an Lukas Gloßner aus Nennslingen – er ging beim Obermeister selbst in die Lehre. Rang drei sicherte sich Miriam Finster aus Höttingen, die beim Betrieb von Günter Büttner im gleichen Ort als „Azubine“ glänzen konnte. Denn ebenso wie der Zweitplatzierte zählt sie zu den Prüfungsbesten und Staatspreisträgern. Über Ehrenurkunde und Silberne Ehrennadel durfte sich indes Rainer Spahl freuen. Er ist nicht nur Geschäftsführer der Schwabacher Innungsausbaufirma Ohning, sondern hat sich als langjähriges Mitglied im Prüfungsausschuss Verdienste um den Berufsnachwuchs erworben. Diesen wiederum gelte es verstärkt in die Innungen miteinzubinden, erhoffte es sich am Abend Ehrenkreishandwerksmeister Hanno Dietrich. Dabei gehe es gar nicht darum, dass Berufseinsteiger gleich Funktionärsaufgaben übernehmen müssten. Vielmehr würde durch Beitritte die Basis verbreitert, so dass die Innungen mit starker Stimme in der Politik wahrgenommen würden. Was langfristig bessere Rahmenbedingungen schaffe. Schon jetzt aber könnten alle Mitglieder einer Innung deren Dienstleistungen nutzen. Der finanzielle Vorteil durch bessere Konditionen sei oft um ein Vielfaches höher als der Mitgliedsbeitrag selbst. 
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